Hachja, von Tasmanien gibt es noch so einige Geschichten, die erzählt werden wollen. Und da ich die letzten Tage sowieso mal wieder dauerkrank im Bett lag, konnte ich das dramaturgische Potential von Bangkok nicht so wirklich ausschöpfen. Das ist natürlich besonders schade, da gerade Songkran war. Songkran ist das thailändische Neujahr, an dem sich über mehrere Tage eine gnadenlose Wasserschlacht auf den Straßen abspielt. Niemand bleibt verschont, selbst Anzugträger, Polizisten und kranke Leute wie ich nicht. Ich kann leider kaum von Wasserschlachten, sondern eher von endlosen Hustenanfällen in meinem Bett berichten. Nicht so spannend. Also machen wir stattdessen einen kleinen Ausflug von den brennend heißen, klatschnassen Straßen Bangkoks zurück in das winterliche Tasmanien.
Während meiner Zeit auf der ersten Kartoffelerntemaschine, wohnte ich auf der Farm eines befreundeten Farmers. Die Frau hatte einen gut bezahlten Job in der Stadt, wo auch die Kinder zur Schule gingen, weshalb die Familie dort ein kleines Haus besaß. Der Mann fuhr ein paar Tage pro Woche zu der „kleinen“ Rinderfarm (für australische Verhältnisse klein), um dort einige Arbeiten zu erledigen. Früher hatte die Familie einmal ausschließlich auf der Farm gelebt, doch jetzt verbrachten sie nur noch manchmal die Wochenenden zusammen dort. Zurückgeblieben war ein selten bewohntes Farmhaus, dessen ehemalige Pracht und Schönheit noch nicht ganz verloren gegangen war, ein riesiger Garten gefüllt mit Obstbäumen, eine Katze, ein Hund, und direkt nebenan 400 Rinder.
Der Farmer hatte mir angeboten, umsonst in dem meist leeren Haus zu wohnen. Er meinte es sei besser für ein Haus, regelmäßig bewohnt zu werden. Ein ganzes Haus? Umsonst? Ja bitte! Was konnte schon schief gehen?
Also zog ich in das riesige, kalte Haus ein. Es hatte zwei Stockwerke, ich wohnte im Erdgeschoss. Heizungen gab es nicht und wie fast jedes andere tasmanische Haus war es natürlich auch nicht isoliert. Australier scheinen etwas gegen isolierte Häuser zu haben. Wenn ich im Dunkeln nach einem langen, frostigen 12-Stunden-Tag auf der Kartoffelerntemaschine durchgefroren zurückkam, erwartete mich ein genauso kaltes Haus.
Dennoch strahlte es eine gewisse Gemütlichkeit aus, ich konnte mir im Wohnzimmer ein Feuer machen und Tee trinken so viel ich wollte. Der Farmer hinterließ bei seinen Tagesbesuchen manchmal überraschend einen frisch gefüllten Kühlschrank und ab und zu ließ ich heimlich den Hund ins Haus, um mir Gesellschaft zu leisten.
Eines Tages hatte ich einen unerwarteten freien Tag, gerade als die Farmerfamilie für ein paar Tage nach Sydney geflogen war und mir für diese Zeit die Rolle als Aufpasser der Farm übergeben hatte. Ich verbrachte den ganzen Tag im Haus und streckte zur Abwechslung meine müden Muskeln aus, während ein leichter Regen gegen die Fensterscheiben klopfte und ein warmes Feuer im Kamin knisterte.
Der Regen wurde immer stärker und bald darauf begann ein gewaltiger Sturm um das Haus zu fegen. Plötzlich flackerten die Lichter und erloschen gemeinsam mit dem Fernseher. Stromausfall. „Mist“, dachte ich, „wo ist der Stromkasten?!“. Ich lief durch das ganze Haus, konnte ihn aber nirgendwo finden. Irgendwann gab ich auf und rief den Farmer an.
„Hey, ich habe ein kleines Problem, es stürmt und der Strom ist ausgefallen. Vielleicht ist es nur eine Sicherung, wo kann ich den Stromkasten finden?“
„Ahh, das Problem hatten wir schon öfter… der Stromkasten ist draußen, vor dem Küchenfenster.“
Einen Moment lang blieben mir die Worte im Hals stecken. Draußen? Wer bringt seinen Stromkasten draußen an? Zugegeben, ich kannte mich weder mit Häuserbau noch mit Stromkästen aus, aber meiner Meinung nach hatten die Australier ein ernsthaftes Problem, wenn es zu dem Bau von sinnvollen Häusern kam. Ich legte auf, zog mir eine halbwegs wasserdichte Jacke über und stapfte aus der Tür hinaus.
Kurz danach stand ich fassungslos vor dem Küchenfenster im dichten Regen und starrte den kleinen Stromkasten an. Er war nicht nur vollkommen ungeschützt an der Außenwand des Hauses angebracht, sondern stand auch noch sperrangelweit offen, sodass das mit Dreck und Spinnweben überzogene Innenleben richtig schön nass war. Ich legte den Kopf schief und überlegte kurz, suchte mir einen Lappen und ein Stück trockenes Holz, und versuchte damit die Anleitungen des Farmers zu befolgen und so den Strom im Haus wieder zum Laufen zu kriegen. Nichts. Es half nicht besonders, dass ich keine Ahnung von Stromkästen hatte und soweit ich wusste sowieso nicht an nassen Kontakten herumfummeln sollte. Hinter mir zerrissen grelle Blitze den Himmel, immer dichter gefolgt von lautem Donner. Nach ein paar weiteren Telefonaten und Versuchen gab ich auf und verzog mich nass und niedergeschlagen zurück ins Haus. Das Feuer war mittlerweile erloschen, draußen wurde es immer dunkler und ohne Strom konnte ich weder Tee noch Abendessen kochen. Von der gemütlichen Atmosphäre war nichts übrig geblieben. Ich freute mich nicht unbedingt auf die bevorstehende Nacht…
Fortsetzung folgt
Während meiner Zeit auf der ersten Kartoffelerntemaschine, wohnte ich auf der Farm eines befreundeten Farmers. Die Frau hatte einen gut bezahlten Job in der Stadt, wo auch die Kinder zur Schule gingen, weshalb die Familie dort ein kleines Haus besaß. Der Mann fuhr ein paar Tage pro Woche zu der „kleinen“ Rinderfarm (für australische Verhältnisse klein), um dort einige Arbeiten zu erledigen. Früher hatte die Familie einmal ausschließlich auf der Farm gelebt, doch jetzt verbrachten sie nur noch manchmal die Wochenenden zusammen dort. Zurückgeblieben war ein selten bewohntes Farmhaus, dessen ehemalige Pracht und Schönheit noch nicht ganz verloren gegangen war, ein riesiger Garten gefüllt mit Obstbäumen, eine Katze, ein Hund, und direkt nebenan 400 Rinder.
Der Farmer hatte mir angeboten, umsonst in dem meist leeren Haus zu wohnen. Er meinte es sei besser für ein Haus, regelmäßig bewohnt zu werden. Ein ganzes Haus? Umsonst? Ja bitte! Was konnte schon schief gehen?
Also zog ich in das riesige, kalte Haus ein. Es hatte zwei Stockwerke, ich wohnte im Erdgeschoss. Heizungen gab es nicht und wie fast jedes andere tasmanische Haus war es natürlich auch nicht isoliert. Australier scheinen etwas gegen isolierte Häuser zu haben. Wenn ich im Dunkeln nach einem langen, frostigen 12-Stunden-Tag auf der Kartoffelerntemaschine durchgefroren zurückkam, erwartete mich ein genauso kaltes Haus.
Dennoch strahlte es eine gewisse Gemütlichkeit aus, ich konnte mir im Wohnzimmer ein Feuer machen und Tee trinken so viel ich wollte. Der Farmer hinterließ bei seinen Tagesbesuchen manchmal überraschend einen frisch gefüllten Kühlschrank und ab und zu ließ ich heimlich den Hund ins Haus, um mir Gesellschaft zu leisten.
Eines Tages hatte ich einen unerwarteten freien Tag, gerade als die Farmerfamilie für ein paar Tage nach Sydney geflogen war und mir für diese Zeit die Rolle als Aufpasser der Farm übergeben hatte. Ich verbrachte den ganzen Tag im Haus und streckte zur Abwechslung meine müden Muskeln aus, während ein leichter Regen gegen die Fensterscheiben klopfte und ein warmes Feuer im Kamin knisterte.
Der Regen wurde immer stärker und bald darauf begann ein gewaltiger Sturm um das Haus zu fegen. Plötzlich flackerten die Lichter und erloschen gemeinsam mit dem Fernseher. Stromausfall. „Mist“, dachte ich, „wo ist der Stromkasten?!“. Ich lief durch das ganze Haus, konnte ihn aber nirgendwo finden. Irgendwann gab ich auf und rief den Farmer an.
„Hey, ich habe ein kleines Problem, es stürmt und der Strom ist ausgefallen. Vielleicht ist es nur eine Sicherung, wo kann ich den Stromkasten finden?“
„Ahh, das Problem hatten wir schon öfter… der Stromkasten ist draußen, vor dem Küchenfenster.“
Einen Moment lang blieben mir die Worte im Hals stecken. Draußen? Wer bringt seinen Stromkasten draußen an? Zugegeben, ich kannte mich weder mit Häuserbau noch mit Stromkästen aus, aber meiner Meinung nach hatten die Australier ein ernsthaftes Problem, wenn es zu dem Bau von sinnvollen Häusern kam. Ich legte auf, zog mir eine halbwegs wasserdichte Jacke über und stapfte aus der Tür hinaus.
Kurz danach stand ich fassungslos vor dem Küchenfenster im dichten Regen und starrte den kleinen Stromkasten an. Er war nicht nur vollkommen ungeschützt an der Außenwand des Hauses angebracht, sondern stand auch noch sperrangelweit offen, sodass das mit Dreck und Spinnweben überzogene Innenleben richtig schön nass war. Ich legte den Kopf schief und überlegte kurz, suchte mir einen Lappen und ein Stück trockenes Holz, und versuchte damit die Anleitungen des Farmers zu befolgen und so den Strom im Haus wieder zum Laufen zu kriegen. Nichts. Es half nicht besonders, dass ich keine Ahnung von Stromkästen hatte und soweit ich wusste sowieso nicht an nassen Kontakten herumfummeln sollte. Hinter mir zerrissen grelle Blitze den Himmel, immer dichter gefolgt von lautem Donner. Nach ein paar weiteren Telefonaten und Versuchen gab ich auf und verzog mich nass und niedergeschlagen zurück ins Haus. Das Feuer war mittlerweile erloschen, draußen wurde es immer dunkler und ohne Strom konnte ich weder Tee noch Abendessen kochen. Von der gemütlichen Atmosphäre war nichts übrig geblieben. Ich freute mich nicht unbedingt auf die bevorstehende Nacht…
Fortsetzung folgt