Heute der letzte Teil der Geschichte über meinen spontanen, zweitägigen Visa Run nach Malaysia:
Ich war nach Georgetown, Penang, in Malaysia gefahren, um mein Visum schnellstmöglich erweitern zu lassen, bevor ich meine Familie in Bangkok treffen würde.
Am nächsten Tag ging ich zu einem der Visa-Agenten der Stadt. An vielen Stellen kann man seinen Reisepass abgeben und gegen einen kleinen Aufpreis wird alles problemlos geregelt, ohne dass man sich selbst den ganzen Tag lang in der thailändischen Botschaft die Beine in den Bauch stehen muss.
Ich machte mich auf den Weg zu „Jim’s Place“, der mir wärmstens von einer Französin aus dem Bus vom Vortag empfohlen worden war.
„Jim’s Place“ ist ein schmales, zur Straße hin geöffnetes Büro, wobei „Büro“ eine maßlose Übertreibung ist. In dem schmalen Raum stand eine Ansammlung heruntergekommener Holzmöbel, die eher an eine Bar erinnerten.
In einem ausgesessenen Drehstuhl hinter seinem Computer saß Jim höchstpersönlich, in gekonnt lässiger Haltung, und blickte selbstverliebt aus der Wäsche. Er war ein Thai mit langen Haaren, die von grauen Strähnen durchzogen und in einem losen Pferdeschwanz zusammengebunden waren, und hatte eine kleine, runde Hippiebrille auf der Nasenspitze. Sein Alter war schwer abzuschätzen, um die 50 oder älter.
Sobald sich ein weibliches Geschöpf in seine Nähe begab, schien er sich die Lippen zu lecken und zum Angriff bereit zu machen. Über seinem Kopf hing ein kleines, rundes Gemälde seiner selbst in perfektionierter Form und mit sinnlich geöffneten Lippen, neben einem großen Plakat mit der Aufschrift „Foreign women are to fuck and forget“.
Sobald ich den Laden betrat, musterte er mich von oben bis unten, und ich musste einen Brechreiz unterdrücken. Ich kam mir vor, als wäre ich einem alten Möchtegernlöwen zum Fraß vorgesetzt worden, und sowohl sein gewollt rauchiges „hey BABY, what do you need?“ als auch das überhebliche Grinsen und der musternde Blick halfen diesem Gefühl nicht unbedingt weiter.
Ich schluckte das seltsame Gefühl herunter, versuchte mich an einem selbstsicheren, harten Lächeln und erklärte ihm, dass ich ein neues Visa bräuchte und dann so schnell wie möglich mit dem Zug nach Bangkok zurückkehren müsse.
Er gluckste vergnügt, wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel und nahm meinen Pass in seine Obhut. „Visa? No problem. Train? Is problem. This is main season sweetheart.”
Er machte ein paar Anrufe und redete einige Minuten lang mit lauter, wutentbrannter Stimme auf Thai. Dann schmiss er den Telefonhörer auf die Tischplatte und sprang urplötzlich auf. „Come on, let’s go! You want your train ticket or what?“
Er erklärte mir kurzangebunden, dass die Leute in der Zugstation alles Idioten seien und er das Ganze selbst in die Hand nehmen würde. Deshalb wollte er zum Bahnhof fahren und die Lage klären. Das muss ich Jim wirklich lassen, so skurril er auch war, er versuchte alles, um mich rechtzeitig und so komfortabel wie möglich nach Bangkok zu bringen.
Bevor ich die Chance hatte darüber nachzudenken, saß ich auf einem alten Scooter hinter Jim unter der gleißenden Mittagssonne inmitten des dichten Straßenverkehrs und rauschte durch die Innenstadt Penangs. Ich bin extreme Fahrstile eigentlich gewohnt, und ich selbst bin nicht unbedingt die vorsichtigste Fahrerin. Doch mit Jim zu fahren war eine Liga für sich. Ihm schien es Spaß zu machen, Nahtoderlebnisse im Sekundentakt zu erleben, und stieß dabei leicht beunruhigende Schreie aus oder verfluchte die anderen Verkehrsteilnehmer mit Sätzen wie: „oooh sorry you fuckhead, didn’t see that red light“, „get the fuck out of my way, asshole!“ und „don’t make me get out my gun!“.
Sein Fahrstil glich einer Kombination aus betrunkenem Bankräuber und verrücktem Rennfahrer mit Augenbinde. Als wir endlich den Bahnhof erreichten und ich all meine Körperteile in unbeschädigtem Zustand vorfand, stieg ich mit vor Erleichterung zitternden Knien vom Motorrad.
Wie sich bald herausstellte, hatte ich mein Leben leider umsonst riskiert. Selbst die besten Überzeugungsversuche Jims konnten mir keinen Platz in dem völlig überbuchten Zug beschaffen. Mir blieb nichts anderes übrig, als am nächsten Tag einen Bus in den Süden Thailands zu nehmen und zu hoffen, dass ich von dort aus einen Anschlusszug nach Bangkok bekommen würde.
Jim nahm es gelassen „Aaaah well, at least we still got a nice ride back home ahead of us“…
Ich war nach Georgetown, Penang, in Malaysia gefahren, um mein Visum schnellstmöglich erweitern zu lassen, bevor ich meine Familie in Bangkok treffen würde.
Am nächsten Tag ging ich zu einem der Visa-Agenten der Stadt. An vielen Stellen kann man seinen Reisepass abgeben und gegen einen kleinen Aufpreis wird alles problemlos geregelt, ohne dass man sich selbst den ganzen Tag lang in der thailändischen Botschaft die Beine in den Bauch stehen muss.
Ich machte mich auf den Weg zu „Jim’s Place“, der mir wärmstens von einer Französin aus dem Bus vom Vortag empfohlen worden war.
„Jim’s Place“ ist ein schmales, zur Straße hin geöffnetes Büro, wobei „Büro“ eine maßlose Übertreibung ist. In dem schmalen Raum stand eine Ansammlung heruntergekommener Holzmöbel, die eher an eine Bar erinnerten.
In einem ausgesessenen Drehstuhl hinter seinem Computer saß Jim höchstpersönlich, in gekonnt lässiger Haltung, und blickte selbstverliebt aus der Wäsche. Er war ein Thai mit langen Haaren, die von grauen Strähnen durchzogen und in einem losen Pferdeschwanz zusammengebunden waren, und hatte eine kleine, runde Hippiebrille auf der Nasenspitze. Sein Alter war schwer abzuschätzen, um die 50 oder älter.
Sobald sich ein weibliches Geschöpf in seine Nähe begab, schien er sich die Lippen zu lecken und zum Angriff bereit zu machen. Über seinem Kopf hing ein kleines, rundes Gemälde seiner selbst in perfektionierter Form und mit sinnlich geöffneten Lippen, neben einem großen Plakat mit der Aufschrift „Foreign women are to fuck and forget“.
Sobald ich den Laden betrat, musterte er mich von oben bis unten, und ich musste einen Brechreiz unterdrücken. Ich kam mir vor, als wäre ich einem alten Möchtegernlöwen zum Fraß vorgesetzt worden, und sowohl sein gewollt rauchiges „hey BABY, what do you need?“ als auch das überhebliche Grinsen und der musternde Blick halfen diesem Gefühl nicht unbedingt weiter.
Ich schluckte das seltsame Gefühl herunter, versuchte mich an einem selbstsicheren, harten Lächeln und erklärte ihm, dass ich ein neues Visa bräuchte und dann so schnell wie möglich mit dem Zug nach Bangkok zurückkehren müsse.
Er gluckste vergnügt, wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel und nahm meinen Pass in seine Obhut. „Visa? No problem. Train? Is problem. This is main season sweetheart.”
Er machte ein paar Anrufe und redete einige Minuten lang mit lauter, wutentbrannter Stimme auf Thai. Dann schmiss er den Telefonhörer auf die Tischplatte und sprang urplötzlich auf. „Come on, let’s go! You want your train ticket or what?“
Er erklärte mir kurzangebunden, dass die Leute in der Zugstation alles Idioten seien und er das Ganze selbst in die Hand nehmen würde. Deshalb wollte er zum Bahnhof fahren und die Lage klären. Das muss ich Jim wirklich lassen, so skurril er auch war, er versuchte alles, um mich rechtzeitig und so komfortabel wie möglich nach Bangkok zu bringen.
Bevor ich die Chance hatte darüber nachzudenken, saß ich auf einem alten Scooter hinter Jim unter der gleißenden Mittagssonne inmitten des dichten Straßenverkehrs und rauschte durch die Innenstadt Penangs. Ich bin extreme Fahrstile eigentlich gewohnt, und ich selbst bin nicht unbedingt die vorsichtigste Fahrerin. Doch mit Jim zu fahren war eine Liga für sich. Ihm schien es Spaß zu machen, Nahtoderlebnisse im Sekundentakt zu erleben, und stieß dabei leicht beunruhigende Schreie aus oder verfluchte die anderen Verkehrsteilnehmer mit Sätzen wie: „oooh sorry you fuckhead, didn’t see that red light“, „get the fuck out of my way, asshole!“ und „don’t make me get out my gun!“.
Sein Fahrstil glich einer Kombination aus betrunkenem Bankräuber und verrücktem Rennfahrer mit Augenbinde. Als wir endlich den Bahnhof erreichten und ich all meine Körperteile in unbeschädigtem Zustand vorfand, stieg ich mit vor Erleichterung zitternden Knien vom Motorrad.
Wie sich bald herausstellte, hatte ich mein Leben leider umsonst riskiert. Selbst die besten Überzeugungsversuche Jims konnten mir keinen Platz in dem völlig überbuchten Zug beschaffen. Mir blieb nichts anderes übrig, als am nächsten Tag einen Bus in den Süden Thailands zu nehmen und zu hoffen, dass ich von dort aus einen Anschlusszug nach Bangkok bekommen würde.
Jim nahm es gelassen „Aaaah well, at least we still got a nice ride back home ahead of us“…